28. Juli 2021 ///

Sich endlich wieder begegnen - 4 intensive Tage in Ramin

Freiwilligendienstinitiative Turbina Pomerania blickt zurück auf vier Tage internationale Begegnungen.

Text von Hanna Sewing & Claudia Howe, Bilder: Ramia Ouazouaz, Gefördert im Rahmen des Bundesprogramm "Demokratie leben!"

Die internationale Freiwilligendienstinitiative Turbina Pomerania hat es sich zur Aufgabe gemacht die Zivilgesellschaft in der Euroregion Pomerania zu stärken und lokales Engagement mit transnationalem Miteinander zu verbinden. Entscheidend dafür sind persönliche Begegnungen, gemeinsames Lernen und Austausch. Den Rahmen dafür schafft die Freiwilligendienstinitiative nicht nur als Teil der STRAZE, sondern auch durch die internationalen Begegnungswochen, die nun nach langer Pandemie-Pause wieder stattfinden konnten.

Das letzte Mal hatten sich die Freiwilligen im September 2020 im Gutshaus Ramin gesehen - zum Beginn ihres Freiwilligendienstes. Seitdem nur über den Computer Bildschirm. Jetzt war endlich wieder die Gelegenheit, sich über dringende Themen im persönlichen Kontakt auszutauschen.

Schon im Vorfeld, in einem gemeinsamen Planungsprozess, legte die internationale Gruppe fest, was die Inhalte der Begegnungswoche sein sollten und die Auseinandersetzung wurde dementsprechend intensiv. Themen wie kulturelle Aneignung, nachhaltiges Wirtschaften (SGD 8) und der Klimawandel standen auf der Agenda. Daneben blieb viel Zeit für den persönlichen Austausch, die Reflektion des vergangenen Jahres und Planung von weiteren gemeinsamen Aktionen – denn nicht für alle bedeutet das Ende des Freiwilligenjahres, dass sie die Region verlassen.

Die Begegnungswoche begann mit einer nachhaltigen Anreise per Zug, zu Fuß und per Rad durch das sommerliche Vorpommern. Die wunderschöne Lage des Gutshauses Ramin macht es einem leicht, entspannt anzukommen. Ein zentrales Anliegen der vier Tage war zudem, den Verein Gutshaus Ramin e.V. und seine Tätigkeiten besser kennenzulernen sowie zukünftige Kooperationen mit anderen Vereinen unseres Netzwerkes zu planen.

Schon am zweiten Tag ging es inhaltlich richtig zu Sache bei der Beschäftigung mit den Sustainable Development Goals und der Frage, warum wir eigentlich wirtschaften und wie es möglich sein kann, unseren Lebensraum Erde zu erhalten. In den Diskussionen kam immer wieder Zweifel auf, ob „wir die Kurve noch kriegen unseren Planeten zu retten“. Hoffnungsschimmer waren dann aber die Entdeckungen von neuen ökonomischen Ansätzen wie der Cradle-to-Cradle Wirtschaft, die Idee der Gemeinwohlökonomie und Konzepte von Solidarischer Landwirtschaft, von denen es in Vorpommern schon einige tolle Beispiele gibt.

Die internationale Gruppe setzte sich zusammen aus Teilnehmenden aus Deutschland, Polen, der Türkei, Georgien, der Ukraine und Algerien. Die Teilnehmerin aus Belarus konnte leider nicht kommen, weil ihr Visum abgelehnt wurde. Als Seminarsprachen wurden englisch und deutsch genutzt, die Teilnehmenden halfen sich gegenseitig und wer gut Englisch konnte, sprang auch mal als Dolmetscherin ein, um das pädagogische Team zu entlasten. Vor diesem Hintergrund wird leicht verständlich, dass beim Thema kulturelle Aneignung am 3. Tag viele Perspektiven ausgetauscht wurden.

Kulturelle Aneignung kann dann zu Rassismus werden, wenn unsere koloniale Geschichte, unterschiedliche Privilegien und immer noch herrschende Machtgefälle zwischen globalem Norden und globalem Süden außer Acht gelassen werden. In der Gruppe war eine große Offenheit und Achtsamkeit spürbar. Zwei Monate zuvor war ein*e Teilnehmende*r von Racial Profiling betroffen. Der Vorfall hatte in der Freiwilligengruppe für große Empörung gesorgt und zog verständlicherweise den Wunsch nach Austausch und Diskussionsbedarf nach sich. Mit den Vereinsmitgliedern von Gutshaus Ramin e.V. entwickelte die Gruppe die Idee, einen Workshop zur Sensibilisierung und Thematisierung zu Racial Profiling im Herbst im Gutshaus zu organisieren und durchzuführen.

Mit dem Gefühl, die Zeit gut genutzt zu haben, viel diskutiert, gelernt und erreicht zu haben und erfüllt mit schönen Bildern aus den Momenten, in der die Gruppe ihre Freizeit zusammen genossen hatte, ging es am Freitag wieder nach Hause. Für einige ein Abschied für längere Zeit, für andere steht das Wiedersehen schon fest: Beim gemeinsamen Turbina-Filmabend in der STRAZE oder im Herbst zum Workshop in Ramin.